Es gibt natürlich fast so viele Techniken wie es Bemaler gibt und jede hat ihre Stärken und Schwächen.
Ich gehe bei meinen Figuren wie folgt vor:
Vorweg benutze ich für die Gesichtsbemalung Ölfarben. Der Hauptvorteil: Man kann selbst geringste Farbmengen auf die Pinselspitze nehmen, die Pinselspitze bleibt dabei spitz und fächert nicht auf, die Farbe bleibt noch sehr lange feucht und trocknet mir nicht zu schnell weg, so dass ich ohne Hast in Ruhe die Farbe an die gewünschte Stelle bringen kann.
Schon ein leichtes Antupfen gibt Farbe auf die Figur ab.
Auch die einmal angemischten Farbtöne bleiben lange verwendbar und lassen sich anderntags noch mit einem Schuss Terpentinöl reaktivieren.
Die Farbe auf der Figur muss dann allerdings auch wesentlich länger trocknen.
Nach ca. einer Dreiviertelstunde sind die Farbschichten mit anderen Farbtönen übermalbar ohne dass es zu Vermischungen kommt.
Andererseits kann ich bei noch frischer Ölfarbe gewollte Vermischungen und Verläufe auf der Figur machen.
Zunächst einmal muss der Figurenmodellierer eine gute Vorarbeit geleistet haben. Sprich: Der Augapfel muss eine annähernd sphärische Oberfläche haben. Gut auch, wenn die Augenlider klar abgegrenzt sind. Es geht aber auch ohne modellierte Augenlider.
Sind stattdessen nur zwei Mulden in den Schädel gestanzt, funktioniert das ganze so nicht.
Der menschliche Augapfel ist
nicht schneeweiß! Schaut euch eure eigenen Augen im Spiegel an, haltet ein weißes Blatt Papier daneben; schaut euch Fotos von Prominenten in Illustrierten an: Obwohl diese Fotos nachbearbeitet sind, wird heutzutage nicht mehr der Fehler gemacht, die Augäpfel schneeweiß zu machen. Die Augen würden dadurch unnatürlich glühen. Tatsächlich sind die Augäpfel hellgrau.
Wenn man sich kleinere Fotos anschaut, wird man bei vielen sogar feststellen, dass die Augapfelfarbe gar nicht bestimmbar ist, sondern gar nicht mehr unterscheidbar von der umgebenden Hautfarbe ist. Man könnte - gerade bei kleinen Maßstäben - einfach den gesamten Augapfel mit Hautfarbe übermalen. Es sähe in jedem Falle realistischer aus, als Schneeweiß.
Hier habe ich also den Augapfel hellgrau bemalt.
Wie auffällt, ist hier noch nichts in Hautfarben bemalt. Hautfarbe kommt bei mir zum Schluss erst drauf.
Bedeutet hier, dass man mit dem Hellgrau großzügig bis über die Lider klecksen darf.
Die Mitte des Auges helle ich mit einem etwas hellerem Grauton auf, um ein wenig Plastizität herauszuholen (quasi ein Highlightning).
In die Augenwinkel setze ich je nach Belieben noch mit Rot versetzte Graukleckse drauf. Man könnte auch das gesamte Auge rosa beklecksen, je nach dem, welchen Eindruck der Figur ich erwecken möchte (blutunterlaufen).
Tipp: Ist das Auge sauber modelliert, bekomme ich diese Effekte auch mit einem Washing hin.
Die Iris wird als großer, schwarzer Kreis aufgetragen.
Der häufigste Fehler beim Augenbemalen: Die Iris "schwebt" zwischen den Lidern, ohne sie zu berühren, mit weiß rundherum. Dieser Fehler erzeugt einen starren, hypnotisierten oder im günstigsten Fall erschrockenen Blick, sieht aber meistens unrealistisch aus.
Bei fast allen Menschen wird die Iris teilweise von den Augenlidern überdeckt. Es gibt nur wenige Ausnahmen, und die sehen meistens seltsam aus (Verona Pooth).
Der Bedeckungsgrad ist unterschiedlich. Meistens bedeckt das Oberlid deutlich mehr (oder überhaupt nur) als das Unterlid. Das Unterlid berührt häufig nur die Unterkante der Iris.
Der Mittelpunkt des schwarzen Kreises sollte also näher am Oberlid sein.
Da die Hautfarbe noch nicht aufgetragen ist, können wir wieder großzügig über das Oberlid kleistern. Der erhabene Verlauf des Oberlids sollte noch erkennbar sein, für die Skizze habe ich ihn rot nachgestrichelt.
Theoretisch könnte die Augapfelbemalung hier schon enden. Und bei kleinen Maßstäben (25mm und abwärts) macht es auch nicht viel Sinn, sich mit noch weiteren Details abzumühen (es geht, aber die Gefahr droht, dass man mehr verhunzt als gut macht). Wer sich mit einer einfarbigen Iris zufrieden gibt, sollte dann aber dunkelbraun oder dunkelgrau nehmen. Der Kontrast wäre mit einer rein schwarzen Iris zu stark.
Dann wird ein runder Klecks Farbe in die Mitte geklatscht, so dass noch ein dünner schwarzer Ring rundherum zu erkennen ist.
Die Augenfarbe ist beliebig, sollte aber dem Typus der Figur entsprechen. Knallige Farben darf man mutigerweise ruhig ausprobieren (himmelblau statt blaugrau, grasgrün statt graugrün, bernstein statt dunkelbraun).
Dieser Arbeitsschritt ist bei fast allen Maßstäben mit einer Lupe gerade noch so durchführbar.
Auch hier gilt, man könnte mit der Bemalung hier schon aufhören.
Hier wird ausnahmsweise und als einziger Arbeitsschritt tatsächlich mal Schneeweiß eingesetzt: Ein greller Lichtreflex wird an einer oberen Seite der Iris angebracht.
Dieser Arbeitsschritt kann / sollte auch später durchgeführt werden. Ich halte ihn aber für sehr wichtig, da er bei jeder Form der Iris (einfarbig schwarz oder mehrfarbig) draufsollte, weil er die Glaubwürdigkeit des Auges beträchtlich steigert und relativ einfach anzubringen ist.
Wenn hierbei ein wenig über den schwarzen Rand hinaus bis auf den Augapfel gekleckert wird, ist das nicht weiter tragisch.
Diagonal gegenüber des weißen Lichtklecks wird ein farbiger Halbmond gemalt, die Farbe ist die Irisfarbe mit einem kräftigen Schuss Weiß - jedenfalls deutlich heller.
Hier ist der erste, wirklich schwierige Schritt, und bei kleineren Maßstäben ist er auch wirklich nicht mehr durchführbar. Ich persönlich würde ihn überhaupt erst ab Maßstab 1/35 aufwärts versuchen.
Während man bei dem Reflex-Klecks aus dem vorherigen Schritt ruhig über die schwarze Linie kleckern durfte, darf hier die schwarze Linie nicht übermalt werden. Passiert es doch, müsste die schwarze Linie komplett neu aufgebaut werden (schwarzer Kreis, farbige Iris...), die Farbschichten werden dicker und dicker und schließlich muss das Ganze dann doch runtergekratzt werden.
Ein winzig kleiner, schwarzer Klecks in der Mitte stellt die Pupille dar.
Auch hier wie im vorherigen Arbeitsschritt, noch schwieriger durchzuführen, bei kleinen Maßstäben unmöglich.
Hier auch wieder die Gefahr, dass ein zu großer oder schief angesetzter Klecks mühevolle Arbeitsschritte zunichte macht.
Tipp:
Ist mir die Sache zu heikel, möchte ich aber eine Pupille haben, piekse ich mit einer Nadel in die Mitte des "Farbberges" und hoffe, dass die Mulde einen Schatten wirft, der kräftig genug ist, oder dass die schwarze Farbe darunter zum Vorschein kommt.
In meiner Augenvariante "kratzt" die Pupille mit ihrem oberen Rand das Oberlid. Sieht erfahrungsgemäß realistisch nach einem gelassenen Gesichtsausdruck aus.
Erst jetzt gehe ich an die Rundherumbemalung dran. Eine dunkle Linie kennzeichnet das Oberlid und die Wimpern. Der Pinselstrich darf ruhig nach oben breit und ausfransend sein, nur die Unterkante des Lidstriches muss exakt sein. Ist das Lid erhaben ausmodelliert, gibt das eine schöne Führung für den Pinsel.
Ansonsten... ruhige Hand.
Ich bevorzuge Dunkelbraun oder sehr dunklen Hautton für diesen Arbeitsschritt. Schwarz ist freilich auch sinnvoll bei gewollt starkem Kontrast.
Dieser Arbeitsschritt sollte auch bei den einfachsten Ausführungen gemacht werden. Er gibt dem Auge die charakteristischen Züge.
Das Unterlid muss meine persönlichen Meinung nach überhaupt nicht oder zumindest nicht so kontrastreich bemalt werden. Ich ziehe wenn überhaupt einen blasseren Strich von der Gesichtsmitte (die Nase ist hier links vom Auge) nur über die halbe Länge des Auges.
Als Farbe bevorzuge ich einen dunklen Hautton oder ein kräftiges Rosa.
Auch hier ist es egal, wie der Strich
unten aussieht, nur die
Oberkante muss sauber sein.
Erst jetzt wird das Auge mit Hautfarbe umrandet, wobei ich mich mit sauberen Pinselstrichen den Lidlinien annähere.
So bekomme ich feinste Lidlinien hin, die ich mit freiem Pinselschwung nicht so einfach schaffen würde.
Die Lidinnenseite unten rechts ist nicht mit der Lidfarbe bemalt, also muss ich da jetzt mit der Hautfarbe mit rein.
Die Helligkeitsunterschiede auf der Hautfarbe sollen nur die plastische Form der Augenumgebung zeigen und stellen noch nicht die Schattierungen und Highlightings dar. Diese können dann entsprechend aufgetragen werden und sind nicht Gegenstand dieses Artikels.
Rückblende zum weißen Lichtklecks:
Am liebsten lege ich den Lichtklecks als letzten Punkt der Augapfelbemalung auf, damit er sowohl Iris als auch Pupille teilweise überdeckt.
Häufig passiert es mir, dass der Lichtklecks dann die Pupille komplett zukleistert und bei der Korrektur die Pupille wieder den Lichtklecks zukleistert (und dann wieder der Lichtklecks, dann wieder die Pupille...).
Je nach Maßstab mach ich's dann so rum oder andersrum und geb mich im Zweifelsfall mit einer nicht teilüberdeckten Pupille zufrieden.
Hier eine 25mm Zinnfigur, bei der ich schon nach Schritt 4 aufgehört habe:
Das heißt, nur den farbigen Klecks in die schwarze Iris reingesetzt. Keine Pupille, kein Highlight und lediglich das Oberlid ausgeführt.