Science Fiction Modellbau Forum

Tipps und Tricks => Airbrushen, Painting, Lackieren => Thema gestartet von: Eisenhaupt am 07. Oktober 2013, 11:01:01

Titel: Altes Modell - Neu Lackieren?
Beitrag von: Eisenhaupt am 07. Oktober 2013, 11:01:01
Hallo zusammen,

ich habe im Rahmen meines Umzuges im Keller ein paar Modelle gefunden die ich als Jugendsünde vor Jahrzehnten
mit Pinsel und anscheinend auch mit Fingern bemalt habe  ;D ;)  :pfeif:
Ich bin der Meinung da aber noch was raus zaubern zu können und möchte mich in Zukunft auch der Restaurierung
dieser alten Modelle widmen. Gerade in Verbindung mit Scratch und Co wird wesentlich mehr möglich sein.

Fragen:

1.) Dicke Tropfen alter Farbe kann ich schleifen, dünnere Schichten kann man doch bestimmt auch relativ gut entfernen?
Habe aus der Erinnerung heraus damals diese Modellbaufarben aus den kleinen Revell-Alutöpfchen benutzt..

2.) Glas bzw Cockpitscheiben aufpolieren? Zahnpaste?

3.) Verklebte Parts liessen sich testweise nach all den Jahren relativ einfach mit einer kleinen Feile/Schraubenzieher
mittels Hebelwirkung voneinander lösen. Jemand Tipps für ggf kleiner Teile?

Lieben Gruß,
Olli


Titel: Re:Altes Modell - Neu Lackieren?
Beitrag von: Sheriff am 07. Oktober 2013, 11:09:04
Hallo Olli,

für ganz kleine Teile empfehle ich das Skalpell oder fotogeätzte Sägen (die habe ich nie selbst ausprobiert, sollen aber ganz gut sein)

Entfärben soll mit Backofenreiniger funktionieren. Hier aber das Modell nicht zu lange einlegen, da das Plastik angegriffen wird.

Speziell bei Acrylfarben hat sich Dowanol ( Methoxypropanol PM ) bewährt.

Und, was ganz wichtig ist, Fingerspitzengefühl!  ;)
Titel: Re:Altes Modell - Neu Lackieren?
Beitrag von: dizzyfugu am 08. Oktober 2013, 14:21:43
Mein Tip: Ablacken/beizen, bevor Du Dich mit Schleifpapier o.ä. unglücklich machst (und ggf. auch das Modell ruinierst und alle Oberflächenstrukturen wegschleifst). Ich empfehle ein mindestens einwöchiges "Vollbad" in Backofenreiniger (man Favorit bis dato: K2R). Große Glasschüssel (lieber klein Plastik...), Boden aussprühen, Modell drauflegen, und dann mit Spray bedecken. An einen ruhigen Ort stellen, und warten.

Wirkt tatsächlich Wunder gegen Emaille-Farben wie die von Revell, unterwandert sogar feine Rillen. Eine Zahnbürste hilft, den Rotz nach einer Woche abzuschrubben, ggf. muss man die Prozedur wiederholen. I. d. R. gehen aber 80+% Farbe ab/weg, den Rest kann man dann mechanisch angehen.

Eine etwas radikalere Methode ist das Vollbad in Bremsflüssigkeit. Dauert aber auch seine Zeit, und das Zeug laugt den Weichmacher aus dem Kunststoff, der ggf. spröde werden kann - solche negativen Effekte habe ich beim Backofenreiniger aber noch nie erlebt. BF ist aber eher Schweinerei und was für ganz harte Fälle - geht aber!

Für Scheiben taugt der Ofenreiniger auch (BF aber nicht!), ich empfehle aber eher eine gründliche Behandlung mit Polierpaste - gibt's im Baumarkt z. B. von Presto (man Favorit): einfach dünn auftragen, trocknen lassen, und dann mit etwas Druck von Hand und einem weichen Baumwolllappen (alte T-Shirts sind bombe) aufpolieren.
Glasteile können auch sauber geschliffen werden (nass, und feine Körnung!), mit der Polierpaste bekommt man selbst diese matten Teile dann wieder fast wie neu hin.
Ich würde allerdings von der Verwendung von Polierköpfen auf Minibohrern o.ä. abraten - da kommt schnell zu viel Hitze ins Material, das im schlimmsten Falle anschmelzen kann. Dann lieber alles von Hand, auch wenn's länger dauert, aber man behält die Kontrolle!
Titel: Re:Altes Modell - Neu Lackieren?
Beitrag von: Callamon am 08. Oktober 2013, 14:25:04
Ich empfehle ein mindestens einwöchiges "Vollbad" in Backofenreiniger

Oder 30 - 60 Sekunden in "Dowanol" bzw. Revell Airbrush Clean (ist das selbe). Kein Witz! Man kann der Farbe beim runterlaufen zusehen, und das Plastik bleibt vollkommen unbeeindruckt. Wirkt bei allen Arten von Farbe, egal pb Acryl, Enamel, Lack, etc. etc.

Selbst "Hammerit"-Lacke gehen damit in Sekunden ab.
Titel: Re:Altes Modell - Neu Lackieren?
Beitrag von: Eisenhaupt am 08. Oktober 2013, 16:35:46
Hallo Ihr beiden! Herzlichen Dank für Eure Tips!! Jetzt hab ich die Wahl zwischen:

Backofenspray und ne Woche warten, mit Zahnbürste nachschrubben und ggf. nacharbeiten.

oder

Chemiekeule und fertig in 10 min ;)

Aber jetzt mal ne Frage.. ich hab kein Problem mit der Backofenmethode. steh irgendwie auf handgemachtes ;)
.. aber in welchem Ausmaß muss ich bei der Chemiekeule (ausser gesundheitlichen Schäden) Schäden am Material
befürchten?  Das Zeug aufn Lappen und dann abwischen oder doch einwirken lassen? Oder einlegen? Möchte
ungern mein Modell an-ätzen..
Ist es das?:   http://www.kremer-pigmente.com/index.php/product.html?info=7124

Und was das Spray angeht... einfach ne Woche pauschal warten oder zwischendurch durch kratzen nachschauen??
Lässt sich dadurch auch Kleber anlösen?


Gruß, Olli

Titel: Re:Altes Modell - Neu Lackieren?
Beitrag von: Sheriff am 08. Oktober 2013, 16:43:13
Ja, ganz genau das ist das Zeug. In dem Laden hab ich meins auch bestellt.
Du wischst mit nem getränkten Wattestäbchen über das Modell und hast die Farbe schon abgelöst.

Lange einlegen brauchst du gar nicht.
Titel: Re:Altes Modell - Neu Lackieren?
Beitrag von: Callamon am 08. Oktober 2013, 16:59:40
Lange einlegen brauchst du gar nicht.

Sag ich doch die ganze Zeit... WENN man es einlegt ist nach 30-60 Sekunden alles weg. Das Plastik wird NICHT angegriffen, auch nicht wenn es länger darin liegt - was aber gar nicht nötig ist.

Kleber löst es nicht - denn der hat ja nur das Plastik verschweißt. Und da Dowanol Plastik nicht anlöst...

Es kann helfen, dass Modell in den Gefrierschrank zu legen, die Klebestellen werden dadurch - je nach verwendetem Kleber - spröde und können recht gut "auseinandergeknackt" werden. Schäden am umgebenen Plastik sind aber nicht auszuschließen, denn wenn RICHTIG verklebt wurde ist sind die Nähte der stabilste Teil des Modells - genau wie bei einem Knochenbruch die zusammengewachsene Stelle.
Titel: Re:Altes Modell - Neu Lackieren?
Beitrag von: dizzyfugu am 08. Oktober 2013, 17:48:48
Das Backofenspray bzw. die Schale einfach ruhen lassen. Das Zeug "kriecht" in und unter den Lack, es braucht Zeit, um zu wirken. Mit der Zeit löst sich einiges nach und nach ab, ich habe mir aber angewöhnt, länger zu warten, bevor ich abschrubbe - meiner Erfahrung nach müsste ich sonst die Sprüh-Prozedur wiederholen, und damit Material vergeuden. Das Spray ist tatsächlich sehr effektiv, man muss ihm nur die Gelegenheit dazu geben.

Ähnliches gilt für Bremsflüssigkeit: "Geduldig sein Du musst."

Die Nummer mit den Gefrierschrank kann ich ebenfalls empfehlen, das klappt gut, wenn man Einzelteile will/braucht.
Titel: Re:Altes Modell - Neu Lackieren?
Beitrag von: swordsman am 08. Oktober 2013, 20:01:42
Alte Modelle zu restaurieren find ich richtig gut!
Hab ja selber auch ein paar, die ich wieder aufmöble!
Zum Thema alte Farbe entfernen kann ich sagen das ich zwei der genannten Varianten auch schon mal gemacht habe, die Dowanol/Revell Airbrush Clean ist die bessere Variante, das mit der Bremsflussigkeit funktioniert auch, ist aber ne ziemliche Sauerei! Und vom entsorgen der Bremsflussigkeit ganz zu schweigen!- Sondermüll!!
Titel: Re:Altes Modell - Neu Lackieren?
Beitrag von: urban warrior am 09. Oktober 2013, 11:05:26
Hallo,

ich hätte noch ein, zwei Anmerkungen zum Entlacken:

Dowanol ist gut, verwende ich auch. Hat auch ein besseres Preis/Menge-Verhältnis als Carson Paintkiller oder ähnliche Produkte. Allerdings sind mir Teile nach der Behandlung neben der Klebestelle (Ruderer L530) weggeknackt (Dünnwandiges PS, tiefgezogen - Tamiya Container Seitenwand). Also Vorsicht. Aber das Zeug entlackt wirklich prima.

Bremsflüssigkeit funktioniert zwar auch gut, aber es ist m.E. die "Dunkle Seite der Macht". Ich persönlich würde davon abraten das Zeug zu benutzen. Dowanol ist schon heftig genug, aber BF? Bremsflüssigkeit ist umwelttechnisch gesehen ein übles Zeug, das man mit größter Vorsicht handhaben sollte. Ich würde lieber Geld in Dowanol investieren als mit BF rumzumachen ... bei mir im Kreis der RC Automodellbauer haben auch genug Leute damit rumhantiert um ihre Polystyrolkarossen zu entlacken ... ich fand das nie besonders prickelnd. Der Kram muss schließlich irgendwie entsorgt werden ...

Dass man bei allen diesen Mittelchen vernünftige Handschuhe, Brille und ein offenes Fenster haben sollte, versteht sich bestimmt von selber.

Just my two cents ...

Cheers
Martin