Autor Thema:  Ergänzung zu den Basics: Aufnahmen vor/auf Schwarz  (Gelesen 7067 mal)

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Online dizzyfugu

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Ergänzung zu den Basics: Aufnahmen vor/auf Schwarz
« am: 21. Juli 2010, 15:51:20 »
Nochmals ein dokumentiertes Addendum zum Thema Fotografie in Heimarbeit, als Ergänzung zum allgemeinen Post. Diesmal geht es um Aufnahmen auf/vor Schwarz, was sich besonders eignet, um ein Modell als Solitär herauszustellen und mit Schatten recht dramatisch zu inszenieren.

Allgemein werden für neutrale Aufnahmen gerne ausgerundete schwarze oder auch farbige Tonpappen verwendet, so dass der Boden, auf dem das Modell steht, ansatzlos in die Vertikale im Hintergrund übergeht. Mit diffusem Licht gelingen auf diese Weise gute Ergebnisse - ich will hier eine kreative Option vorstellen, die sich vor allem auf Schwarz bewährt.

Hintergrund ist/war eine Fotogalerie, die für seine Motive einen schwarzen Hintergrund "forderte". Mit der herkömmlichen Pappenmethode war ich aber, vor allem bei großmaßstäblichen Anime-Figuren, nicht glücklich, weil das Set zu tief und groß wurde. Es gab auch kaum so große Pappen (selbst A2 reichte nicht!), und auch das Ausleuchten - zumindest mit Bordmitteln - klappte nicht wirklich gut.

Kurzerhand habe ich dann den heimischen Cerran-Herd mit seiner schwarzen Glasplatte als "Boden" entdeckt, der nebenbei einen sehr schönen Spiegeleffekt bietet wenn man relativ flach darüber knipst! Manche Profi-Fotografen benutzen dafür schwarzes Plexiglas, das aber schnell verkratzt. Lackfolie geht wohl auch, der Glasherd ist aber ideal. Der Absatz am Ende des Kochfeldes verdeckt außerdem das untere Ende der aufrecht an der Wand dahinter stehenden (und mit Klebefilm fixierten) Tonpappe, ein Übergang ist später kaum erkennbar, wenn man mit dem Licht vorsichtig umgeht!

Hier ein Blick in ein aktuelles Set, weiter unten auch Bilder des Ergebnisses:





Für die Beleuchtung braucht es sehr wenig Licht, und man muss die Quellen sehr gut "abnegern". Ich benutze normalerweise nur zwei Lichtquellen:

1) Eine Hauptleuchte, die das Motiv direkt anstrahlt (in den Bildern die Halogen-Leselampe links, mit einer 20W-Birne), die zwischen zwei improvisierten "Negern" sehr knapp und fast horizontal aufs Motiv strahlt. In den Bildern oben sind bereits letzte Aufnahmen "von oben" auf das Modell gemacht, deshalb ist diese Leuchte etwas hoch positioniert - bei den flachen Aufnahmen war die Lampe bis auf ca. 10cm heruntergesetzt.

2) Eine Leuchte zum indirekten Aufhellen der harten Schattenwürfe von der Gegenseite. In diesem Fall ebenfalls eine Leselampe, allerdings mit einer 40W-Glühbirne, die ganz eng an der Reflektorfläche rechts (die große, weiße Pappe, die auch Sonnenlicht vom Fenster abschirmt) liegt und sich quasi selber abschirmt und damit ein diffuses, sanftes Gegenlicht setzt.

Bei beiden Lichtquellen muss genau darauf geachtet werden, dass einerseits kein direktes Licht ins Kameraobjektiv dringt (daher links die Nudelbox und auch die kleine weiße Kiste oben drauf als Blendschutz für die Kamera).
Andererseits muss man auch darauf achten, dass der schwarze Hintergrund möglichst nicht beleuchtet wird. Auch hier sorgen improvisierte Schirme (das helle Brett links und die weiße Dose rechts) für stark begrenzte Lichtkegel, die sich nur aufs Motiv beschränken.

Zu viel Licht sollte man bei dieser Art von Aufnahme, ähnlich wie bei den Gegenlicht-Aufnahmen, generell vermeiden, da Reflexe und Überbeleuchtung einzelner Partien sehr stark herauskommen und den Rest des Motives sehr dominieren können. Ggf. muss man experimentieren, Testschüsse machen, und die Lampen und Blenden immer wieder leicht verändern bis es stimmig wirkt. So lässt sich z. B. die Lichtintensität durch eine nähere oder fernere Position der Lichtquellen zum Objekt bereits nachhaltig beeinflussen, oder das Verrücken oder Drehen des Motivs kann einen ganz anderen Eindruck wecken.

Ist das Licht gut gesetzt und drumherum wenig störendes Licht (ich habe auch schon bei Nacht geknipst, nur mit den Objektlampen als Lichtquelle, was sehr gut geht - besser sogar als tagsüber mit Sonnenlicht als "Störfaktor"), kommen mit dieser Methode die Modell-Details sehr klar zutage. Auch die Farben wirken mit dem Schwarz drumherum sehr intensiv. Abstrakt, aber stimmungsvoll, und es ist einfacher als man denkt - wenig, gut gesetztes Licht ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Bei wenig Licht kommt als Nebeneffekt auch das Spiegeln des Motives in der Glasfläche des Cerran-Feldes zum Tragen - sieht m. E. edel und spannend aus, und gibt dem Bild einen leicht surrealen Touch.

Hier einige Bilder eines fertigen Modells vom obigen Setup:











« Letzte Änderung: 21. Juli 2010, 18:11:39 von dizzyfugu »

Offline wargames48

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Re:Ergänzung zu den Basics: Aufnahmen vor/auf Schwarz
« Antwort #1 am: 11. September 2010, 08:13:25 »
Danke für deine Berichte :thumbup:! Sehr hilfreich, da ich ewig lang brauch um einigermaßen brauchbare Bilder hinzubekommen (von 20 ist 1 brauchbar! :motzki:).

Online dizzyfugu

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Re:Ergänzung zu den Basics: Aufnahmen vor/auf Schwarz
« Antwort #2 am: 13. September 2010, 17:49:09 »
Schwarz kommt gut, selbst wenn man für Boden/Hintergrund nru eine ausgerundete schwarze Pappe verwendet!  Der Spiegeleffekt am Boden macht es aber noch mal "spannender" - und man muss einfach probieren und am bsetn die Bilder am großen Bildschirm direkt prüfen (Kameradisplay ist mesit recht klein), Licht nachjustieren, etc. bis es passt.

Ich kenne einen Fotografen über FlickR, der hierfür z. B. seinen LCD-Fernseher als Hintergrund mißbraucht! Den Boden bildet tatsächlich ein schwarze Plexiplatte - aber die ist sehr kratzempfindlich, insofern ist das Cerranfeld von Herd ein echter "Geheimtip" mit sehr guten Ergebnissen ;)

Online dizzyfugu

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Re:Ergänzung zu den Basics: Aufnahmen vor/auf Schwarz
« Antwort #3 am: 13. September 2010, 18:03:44 »
Ja, der mit den besonders bunten Farben...  ;)

Offline HeiHee

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Re:Ergänzung zu den Basics: Aufnahmen vor/auf Schwarz
« Antwort #4 am: 14. Oktober 2010, 13:13:47 »
Stimmt, Plexiglas oder Acrylglas ist PMMA, Makrolon/Lexan ist Polycarbonat (kennt jeder von CD/DVD) - und teurer...

Ich nehme ein durchhängendes Tuch - ist gleichzeitig Hinter- und Untergrund, da tut's auch eine normale Glasplatte...
Stehe ich auch mit beiden Füßen auf der Erde, so bin ich mit meinem Kopf doch zwischen den Sternen...