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THUNDERBIRD

Nachbau der Space-Jet „PROTON WIFE“

Rißzeichnung von Manuel de Naharro, PR-Nr. 975

Hersteller: Eigenbau / Willi Diwo

Maßstab: 1:100

Modellbauer: Willi Diwo 

Text und Fotos © 2002 Willi Diwo

 

Am Anfang war es eine reine Schnapsidee, ersonnen während eines Stammtischtreffens in der Saarlouiser Altstadt im November 1988. Wer eigentlich darauf kam, weiß ich nicht mehr, aber es hing irgendwie mit der PR-Zinnfiguren zusammen, die damals gerade erschienen waren und die unser Stammtischfreund Wolfgang in Dioramenform im Schaufenster seiner Buchhandlung aufstellen wollte.

Diese Idee nahm dann zu Hause konkrete Formen an, als ich meine Rißzeichnungssammlung nach einer geeigneten Vorlage zum Nachbau durchblätterte und - in Erinnerung an diverse bereits auf der Leserkontaktseite veröffentlichte Modellfotos - schließlich die Space-Jet von Manuel de Naharro in Erwägung zog. Der Riß gefiel mir so gut, daß ich mein Raumschiffsmodell schließlich als „dreidimensionale Rißzeichnung“ konzipierte und mit den ersten Entwürfen begann.

Als Maßstab wählte ich - nicht zuletzt der einfacheren Berechnung wegen - 1 : 100 und zeichnete einen halbseitigen Aufriß, der zum Abgreifen sämtlicher Maße beim Übertragen auf den Bastelkarton geeignet war. Bereits in der Grundkonzeption bereitete dieser Aufriß einige Schwierigkeiten der in der Rißzeichnung vorgegebenen Maße bzw. aus der PR-Serie bekannten Vergleichsgrößen.

(Bild: SJ-00a.jpg)

So paßte in den eingezeichneten Hangarraum beim besten Willen kein Shift der A-Version (vgl. RZ von Rudolf Zengerle) von 10 m Länge. Auch der zentrale Antigravschacht bereitete einiges Kopfzerbrechen. Ein weiteres Problem bildete die Decksaufteilung. Schweren Herzens mußte ich feststellen, daß einige Fehler in der Rißzeichnung es unmöglich machten, ein genaues Modell nachzubauen, ohne gewisse Vorkenntnisse hinsichtlich logischer Schiffsbauweisen ad absurdum zu führen. Deshalb entwarf ich sämtliche Decks auf Millimeterpapier neu und versuchte, die Vorgaben wenigstens annähernd einzuhalten. Dazu entstanden etliche Beizeichnungen, die für die Detaillierung der späteren Ausstattung (Zentrale, Flugpanzer, Maschinenverkleidungen etc.) benötigt wurden.

(Bild: SJ-00b.jpg)

Als Material für den Rohbau wählte ich 1 mm starken hellgrauen Karton, den ich als Restbestand von einer Faschingsveranstaltung (Wagenbau) noch von einer Kartonagenfabrik zu Hause hatte. Insgesamt benötigte ich ca 4 m², da die einzelnen Decks aus Stabilitätsgründen zweilagig ausgeführt wurden. Bereits während der Entwurfszeichnung machte ich mir einige Gedanken über die Innenausstattung und eine modellgemäße Umsetzung und fand im haushaltlichen Bereich, aber auch im Modellbausektor etliche Kleinteile, die ich beim Interieur einzusetzen gedachte. Diesbezüglich war mein größtes Problem die Transparentkuppel der Zentrale, bis ich zufällig im Bastlerbedarf Transparentkugeln in verschiedenen Durchmessern fand. Diese bestehen aus zwei Halbkugeln und werden eigentlich mit kleinen Trockengestecken oder Präsenten gefüllt und sind in letzter Zeit häufiger auch als Weihnachtsschmuck zu finden.

Die voll beweglichen Geschützkuppeln bestehen aus den Köpfen von Deo-Rollern aus dem Hausmüll. Konverter und Meiler bastelte ich aus Kunststoffsektkorken und Papierklebestiften. Nach einigen vergeblichen Versuchen mit Kupferrohrstücken verschiedenen Durchmessers (Installateurabfall) drechselte ich mir aus Hartholz für die Teleskoplandestützen eine Mutterform und goß diese mit einer Kautschukmasse ab. Die entstandene Hohlform benutzte ich dann zur Herstellung von Keratinformteilen mit einem Draht als Seele.

Anschließend wurde jedes Deck einzeln gebaut, so daß das Raumschiff vorerst in Scheibenform und ohne detaillierten Innenausbau vorlag. Aus Stabilitätsgründen wurden sämtliche Innenwände aufgebaut, obwohl später lediglich die aufgeschnittenen Räumlichkeiten zu sehen waren.

Als Shift habe ich einen Modellschützenpanzer zweckentfremdet und ihm wegen der Platzverhältnisse neben klappbaren Tragflächen auch ein versenkbares Leitwerk verpaßt. 

(Bild: SJ-01.jpg)

In der noch unverkleideten Scheibenform wurde das Modell nach vierzehn Tagen dem Stammtisch vorgeführt und stand anschließend ca. 4 Wochen bei Wolfgang im SF-dekorierten Schaufenster der Buchhandlung. Anfang 1989 dekorierte er um und das Modell verschwand in einem Karton in den Grüften meines Hobby-Kellers und damit aus meinem direkten Gesichtskreis. Hausrenovierung und Nachwuchs waren wichtiger und wurden die nächste Zeit freizeitbestimmend, bis ich vom PR-Weltcon in Karlsruhe erfuhr und mir das unfertige Modell wieder einfiel.

(Bild: SJ-02.jpg)

Nun montierte ich die Decks endgültig, beplankte das Modell mit Karton und mußte feststellen, daß ich Probleme mit der Gestaltung des Ringwulstes bekam. Die halbrunde Form bekam ich zwar hin, aber die aus Kautschuk gegossenen Abstrahlöffnungen des Wulstes ließen sich nicht befestigen. Schließlich entschloß ich mich für eine kantige Version, hier klebten die Teile zumindest durch die aufgetragene Farbe.

(Bild: SJ-03.jpg) (Bild: SJ-04.jpg)

„PROTON WIFE“ konnte ich das Modell aufgrund der vielen Änderungen beim besten Willen nicht mehr nennen. Eine Alternative war jedoch relativ schnell gefunden. Stelle man sich also einfach vor, es handele sich um den unlizensierten Nachbau der Space-Jet-Baureihe 27 eines terranischen Kolonialplaneten nach den Wirren der Lareninvasion. Bei den Kolonisten handelt es sich um Nachfahren von Indianern nordamerikanischer Abstammung, deshalb die Namensgebung THUNDERBIRD und das Emblem. (Don Redhorse war schon immer eine meiner Lieblingsfiguren der PR-Serie.) Wem das Logo bekannt vorkommt, liegt wohl richtig, denn das habe ich mir bei einem T-Shirt-Logo von C&A „geliehen“ und lediglich gespiegelt. Die „exotische“ Schrift für den Namen entnahm ich einem Letraset-Katalog, der leider nicht mehr existiert, einen ähnlichen als PC-Font konnte ich bislang noch nicht finden.

(Bild: SJ-05.jpg) (Bild: SJ-06.jpg)

Nach Vollendung der Innenausstattung mit Hilfe von Modellbahnzubehör wie Feuerwehrzurüstsätzen und einer Büroeinrichtung in H0 sowie einer Menge Kleinkram aus Haushalt und Büro (Filzstiftspitzen, Gasfeuerzeuge, Druckknöpfe, Feuerwerkskörper und Plombendraht) war der reine Modellbau nach ca. 50 Arbeitsstunden am 15.01.1991 beendet.

(Bild: SJ-07.jpg)

Am nächsten Stammtisch wurde das fertige Modell am Stammtisch gezeigt, einige Mitglieder eines SF-Clubs, die einen Gastbesuch machten waren begeistert und schlugen ihrerseits die Ausstellung des Modells in Karlsruhe vor. Unser Stammtisch wurde gefragt, ob wir Interesse hätten, bei diesem Con als Helfer mitzuwirken, da besagter Club Personalprobleme habe. Nach reiflicher Überlegung waren einige dazu bereit.

Da ich während des Baus Fotos angefertigt hatte, schickte ich einige Abzüge im März 1991 an Arndt Ellmer, der Leserkontaktseitenonkel der PR-Serie. Wie ich später erfuhr, landeten die Fotos, wie alle Zuschriften, im Altpapier, eine Antwort auf meinen Brief erhielt ich nie.

Im April 1991 fand für die angehenden Con-Helfer eine Informationsrunde in Schmelz statt, der auch Dr. Florian Marzin, der damalige Chefredakteur, als Verantwortlicher beiwohnte. Ich zeigte ihm das mitgebachte Modell, von dem er ein Foto für den in der Endplanung befindlichen Rißzeichnungsband „Terranische Raumschiffe“ haben wollte.

Für die Ausstellung des Modells auf dem Weltcon konstruierte ich eine Schutzhaube aus Plexiglas, die Elektronik für den Drehteller und das Lauflicht des Raumhafendioramas baute Wolfram vom Stammtisch ein. Die Horizontlinie des Dioramas habe ich Hintergrundzeichnungen von Rißzeichnungen (Bernard Stoessel und Christoph Anczykowski) entlehnt. Die Hintergrundposter stammen von Time Life (Andromeda) und dem Planetarium Mannheim (Plejaden).

Im Herbst 1995 war das Modell dann noch einmal bei den Perry Rhodan-Tagen in Sinzig ausgestellt.

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